Lorenzo Alberti
Lorenzo Alberti stammt aus Rom und erhielt seine Ausbildung an den Tanzakademien des Teatro dell’Opera di Roma, Teatro alla Scala und an der Ballettschule des Hamburg Balletts. Er war Mitglied des Polnischen Nationalballetts (2015–2020), Solotänzer am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin (2021–2023) und im Corps de ballet des Semperoper Balletts Dresden (2023–2025). Zur Spielzeit 2025/26 wechselte er ins Staatsballett Hannover. Zu Lorenzo Albertis breitem Repertoire zählen Rollen in Handlungsballetten von Frederik Ashton, John Cranko, Yuri Grigorovich, Johan Inger, Natalia Makarova, John Neumeier, Krzysztof Pastor, Marius Petipa, Liam Scarlett, Toer van Schayk & Wayne Eagling und Aaron S. Watkin ebenso wie Choreografien von Lucinda Childs, Nacho Duato, Sharon Eyal, Marco Goecke, Wayne McGregor, Irme & Marne van Opstal, Justin Peck oder Xenia Wiest. Bereits während seiner Ausbildung begann Lorenzo Alberti für die Schule des Hamburg Balletts auch erste eigene Choreografien zu entwickeln. Weitere Arbeiten zeigte er mit dem Polnischen Nationalballett und bei Festivals in Italien. Seit 2025 kuratiert er seinen eigenen podcast KUNST n’all.
Welche künstlerische Zusammenarbeit hat dich besonders geprägt?
Jeder Choreograf, mit dem ich gearbeitet habe, hat einen Eindruck bei mir hinterlassen. Nach zehn Jahren fühle ich mich wie ein viel bewussterer und weiterentwickelter Tänzer. Eine Erfahrung, die heraussticht, ist die Arbeit mit Liam Scarlett im Jahr 2018. Es war das erste Mal, dass ich mich auf der Bühne wirklich frei und selbstbestimmt gefühlt habe. Wir haben Stunden damit verbracht, nicht nur Bewegungen zu kreieren, sondern Chopins Musik zu hören und die Partitur zu studieren. Liam teilte mit mir, was Chopin seiner Meinung nach beim Komponieren gefühlt hat, und ermutigte mich dann, meine eigene Geschichte in dem Stück zu finden. Es war abstrakt, also hatte ich die Freiheit, es persönlich zu gestalten. Diese kreative Freiheit, besonders in so jungem Alter, war ein Wendepunkt für mich.
Hast du ein besonderes Ritual, bevor du auf die Bühne gehst?
Ich habe eigentlich keine Rituale und bin nicht abergläubisch. Das Einzige, was ich vermeide, ist, die Choreografie in meinem Kopf durchzugehen – dann beginnen Zweifel aufzukommen. Ich vertraue lieber auf die Arbeit, die ich im Studio geleistet habe. Allerdings gibt es zwei Dinge, die ich immer tue: Ich trinke einen Kaffee, kurz bevor ich das Haus in Richtung Theater verlasse, und ich höre Musik über meine Kopfhörer bis kurz vor dem Aufgehen des Vorhangs. Das hilft mir, in die richtige Stimmung für die Aufführung zu kommen.
Welche Persönlichkeit aus der Ballettgeschichte würdest du gerne auf einen Kaffee treffen – und warum?
Tolle Frage! Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und tief fasziniert von unserer Welt. Es gibt so viele Menschen – aus der Vergangenheit und Gegenwart – mit denen ich gerne einen Kaffee getrunken hätte. Diese Neugierde hat mich tatsächlich, zusammen mit zwei Freunden, dazu gebracht, vor etwa einem Jahr einen Podcast namens KUNST n’all zu starten, in dem wir Menschen aus der Welt des Tanzes und der Performance interviewen. Wenn ich einige Traumgespräche nennen müsste, würde ich sagen Jiří Kylián, William Forsythe und Mats Ek. Sie sind Pioniere, die in der Vergangenheit unglaublich relevant waren und es heute noch sind – ständige Quellen der Inspiration. Entschuldigung, ich kann nicht nur einen auswählen!
Welche Rolle kann Tanz in unserer Zeit spielen?
Ich hoffe, dass Tanz weiterhin etwas ist, das Menschen zusammenbringt – ein Weg zu kommunizieren, der Realität zu entfliehen, und für uns Tänzer eine Chance, für eineinhalb Stunden das Leben eines anderen zu leben. Ich sage das sowohl als Tänzer als auch als Zuschauer. Leider hat diese Kunstform im Laufe der Jahre nicht immer die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient. Tanz – und Theater im Allgemeinen – hat die Kraft zu bilden. Es ist eine Sprache, durch die wir kommunizieren, teilen und einander bewegen können.