Emily Seymour
© Alice Blangero Die in Sydney aufgewachsene Emily Seymour absolvierte ihre Ausbildung u.a. bei Tanya Pearson OAM in Australien, bevor sie sich dem Houston Ballet II und später der Hauptcompagnie des Houston Ballet anschloss. Es folgten Engagements beim West Australian Ballet sowie ab 2018 in der Sydney Dance Company unter der Leitung von Rafael Bonachela. Zu ihrem Repertoire zählen Werke von Bonachela, Marina Mascarell, Ohad Naharin, William Forsythe und Melanie Lane. Sie tourte in Australien und international und realisierte interdisziplinäre Projekte mit dem Australian Chamber Orchestra, Cartier, LG Australia und Sheridan. Seit der Spielzeit 2025/26 ist Emily Seymour Mitglied des Staatsballetts Hannover.
Welche künstlerische Zusammenarbeit hat dich besonders geprägt?
Die Zusammenarbeit mit Marina Mascarell war eine sehr einflussreiche Erfahrung. Marinas Engagement, Sorgfalt und Neugier schufen einen Raum, in dem ich mich befähigt fühlte, meine künstlerische Stimme vom Studio bis zur Bühne zu übernehmen. Meine Entscheidungen wurden gesehen und gehört, und unsere geschaffene Welt förderte Wachstum, Expansion und Präsenz. Es bleibt eine der bereicherndsten Kollaborationen meiner Karriere.
Hast du ein besonderes Ritual, bevor du auf die Bühne gehst?
Ich habe einen kleinen „Chookas“-Bären (unsere australische Version vom toi toi toi), den mir meine Mutter schenkte, als ich nach Houston zog. Ich klopfe ihn immer, bevor ich meine Garderobe verlasse, damit er mir Glück bringt.
Kurz bevor ich die Bühne betrete, nehme ich eine warme Dusche, höre Gute-Laune-Musik, esse einen Bissen Banane und hebe mir den Rest für einen Snack zwischen den Auftritten auf. Das ist eine erdende und energetisierende Routine, die mich in den Moment bringt.
Welche Reaktion nach einem Auftritt hat dich am meisten gefreut?
Stehende Ovationen verursachen bei mir immer eine Gänsehaut. Den Energieaustausch mit dem Publikum zu spüren, ist etwas ganz Besonderes.
Aber was mir noch mehr in Erinnerung bleibt, ist die Verbindung mit den Kollegen auf der Bühne. Wenn diese gemeinsame Energie vom Publikum gespürt, anerkannt und gefeiert wird, ist das eine herzerwärmende Erfahrung.
Welche Rolle kann der Tanz in unserer Zeit spielen?
Tanz ist eine universelle Sprache. Er überschreitet Grenzen, spricht durch den Körper und sagt, was Worte nicht sagen können. Er ist ein Ort des kulturellen Geschichtenerzählens, der Fantasie und der Verbindung.
In der heutigen Welt, in der so vieles über Bildschirme erlebt wird, bietet der Tanz einen Weg zurück zum Körper und zur gemeinsamen Präsenz. Er schafft Raum für Empathie und Ausdruck, und ich glaube, dass seine Fähigkeit, zu transformieren, zu vereinen und zu heilen, heute wichtiger denn je ist.