Olga Jelínková
© Ilona Sochorová Die Sopranistin Olga Jelínková ist seit der Spielzeit 2025/2026 Teil des Ensembles der Staatsoper Hannover. Zuvor war sie von 2018 bis 2020 Ensemblemitglied am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken und zuletzt im Ensemble der Oper Leipzig.
Zu ihren wichtigsten Partien, die sie auf ihrem beruflichen Weg bisher begleitet haben, gehören u.a. Königin der Nacht (Die Zauberflöte), Gilda (Rigoletto), Rosina (Der Barbier von Sevilla), Micaëla (Carmen), Margarete (Faust), Chleopatra (Giulio Cesare in Egitto), Lucia (Lucia di Lammermoor), die Titelpartie von Undine, Madame Folleville (Die Reise nach Reims), Sophie (Der Rosenkavalier) oder Violetta (La traviata). Diese führten sie, neben Saarbrücken und Leipzig, u.a. an die Staatsoper Prag, ans Nationaltheater Mannheim, die Komische Oper Berlin, die Volksoper Wien, die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg und nach Seoul.
An der Staatsoper Hannover ist sie in der laufenden Saison als Donna Anna (Don Giovanni), Sophie (Der Rosenkavalier), Gretel (Hänsel und Gretel) und Prothoe (Penthesilea) zu erleben.
Olga Jelínková studierte am Prager Konservatorium und an der Akademie für Darstellende Kunst in Prag.
Welche künstlerische Zusammenarbeit hat Sie besonders geprägt?
Während meiner künstlerischen Laufbahn habe ich bereits mit vielen großartigen Dirigent:innen, Pianist:innen, Korrepetitor:innen, Sänger:innen und Musiker:innen zusammengearbeitet. Oft kam der einzigartige Moment der Erkenntnis, des Verstehens und der Weiterentwicklung ganz unerwartet – manchmal allein durch das Beobachten des anderen oder durch treffend gewählte Worte. Ich könnte eine ganze Reihe von Persönlichkeiten aufzählen, aber auch jene sogenannten unscheinbaren Seelen des Theaters, die mich mit ihrer Meinung weitergebracht und mir oft die Augen geöffnet haben. Man muss nur aufmerksam hinschauen und zuhören – Inspiration ist in jedem Augenblick überall um uns herum.
Haben Sie ein besonderes Ritual, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Ja, auch ich habe meine eigenen Rituale. Vor allem brauche ich am Tag des Auftritts meinen „Kreis der Einsamkeit“. Es macht mir nichts aus, Auto zu fahren oder alltägliche Hausarbeiten zu erledigen – ich muss nicht ewig schlafen, schweigen oder jegliche Kommunikation vermeiden. Ich ziehe mich einfach in mein Schneckenhaus zurück, höre meistens ein Hörbuch und konzentriere meinen Geist auf die Handlung der Oper, die mich erwartet – und bin gedanklich schon seit dem Morgen „mittendrin“. Bevor ich die Bühne betrete, bitte ich meine „Wächter“ – wie auch immer man sich das vorstellen mag – um Energie und Schutz und spreche eine kleine Formel, damit wir alle gemeinsam unser Bestes geben können, um alles, was in der Musik und im Libretto steckt, an die Menschen weiterzugeben, die uns zuhören und zusehen.
Welche Opern-Figur würden Sie gerne mal auf einen Kaffee treffen – und warum?
Zu dieser Frage könnte ich einen ganzen Aufsatz schreiben! Also wähle ich drei „Opfer“: Donna Anna würde ich fragen, wie sie es eigentlich mit Don Ottavio meint – ob sie ihn überhaupt will, wenn sie ihn nach all den dramatischen Wendungen noch ein weiteres Jahr auf ihr Einverständnis warten lässt. Gilda würde ich raten, dass so ein Mistkerl von Mann kein Opfer wert ist – schon gar nicht das eigene Leben. Cleopatra würde ich gerne fragen, wo man so ein Selbstbewusstsein kaufen kann – dass eine zierliche Frau mit vielen körperlichen „Mängeln“ in der Lage ist, nicht nur zahlreiche Männer zu betören und zu manipulieren, sondern gleich die ganze Geschichte!
Welche Reaktion nach einer Aufführung hat Sie am meisten gefreut?
Am wunderbarsten ist es, wenn das Publikum so sehr von dem, was sie sehen und hören, berührt sind, dass sie das den Interpret:innen um jeden Preis mitteilen möchten – selbst wenn sie schüchtern und zurückhaltend sind. Das trifft direkt in die Seele und ist die schönste Belohnung für all unsere Arbeit.
Welche Musik hören Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Was ich so höre? Nun ja... am liebsten ehrlich gesagt die Stille. Aber natürlich reicht Stille allein nicht aus. Ich liebe Jazz – besonders den klassischen – und ich interessiere mich sehr für alternative Musik. Außerdem versorgt mich meine Tochter mit einer Menge inspirierender zeitgenössischer Werke, in denen sich viele kostbare Perlen entdecken lassen. Manchmal überkommt mich das unbezwingbare Bedürfnis, Mahler zu hören – er trifft mich direkt in die Tiefe der Seele. Auch Richard Strauss, Martinů, Rachmaninow, Ravel, Debussy, Berlioz, Brahms... Es sind viele. Zum Glück.
Welche Rolle kann die Oper in unserer Zeit spielen?
Das ist eine sehr komplexe Frage. Wenn ich es kurzfasse: Ich begegne selbst sehr oft Menschen (leider betrifft das sogar einen engen Kreis von Familie und Freunden), die Oper für etwas Überholtes, Peinliches und Altmodisches halten – schlicht für ein Relikt aus der Urzeit. Aber so will ich das nicht stehen lassen. Ich habe es mir zum Ziel gemacht, junge und auch ältere, unerfahrene Zuhörer:innen mit dem vertraut zu machen, was Oper eigentlich „kann“. Dass sie witzig, inspirierend, berührend, hochaktuell und verspielt sein kann. Und es funktioniert.