Peter Schöne
© Pernille Sandberg Der Bariton Peter Schöne begann seinen musikalischen Werdegang als Geiger, bevor er sich ganz dem Gesang widmete. Sein Operndebüt gab er an der Komischen Oper Berlin in der Rolle des Eddy in Greek von Mark-Antony Turnage. Seitdem war er an über 20 Opernhäusern engagiert und hat nahezu alle Partien seines Fachs gesungen, darunter Kurwenal in Tristan und Isolde, Michele und Gianni Schicchi in Il Trittico und die Titelrolle in Macbeth Underworld von Pascal Dusapin, deren Aufführung auf ARTE übertragen wurde.
Im Jahr 2024 feierte Peter Schöne sein Debüt bei den Schwetzinger Festspielen in der Hauptrolle der Opern-Uraufführung Der Doppelgänger von Lucia Ronchetti und gastierte außerdem bei den Salzburger Festspielen und der Staatsoper Berlin.
Seine Vielseitigkeit und Leidenschaft für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts spiegeln sich in seiner engen Zusammenarbeit mit renommierten Komponisten wie Lucia Ronchetti, Aribert Reimann, Wolfgang Rihm, Pascal Dusapin, Gordon Kampe und Georg Friedrich Haas wider. Zahlreiche Uraufführungen wurden eigens für ihn geschrieben. Dieses Engagement wurde mit dem Schneider-Schott-Musikpreis gewürdigt.
Peter Schöne ist auch ein begeisterter Interpret des deutschen Klavierlieds, wie seine laufende Gesamtaufnahme aller Schubertlieder auf www.schubertlied.de zeigt. Als Solist arbeitet er regelmäßig mit führenden Orchestern wie dem SWR-Sinfonieorchester, dem Münchner Rundfunkorchester und dem Klangforum Wien zusammen.
Ab der Spielzeit 25/26 ist Peter Schöne Ensemblemitglieder der Staatsoper Hannover und übernimmt u.a. die Partien Heerrufer (Lohengrin), Achilles (Penthesilea), Frank (Die tote Stadt) und Peter Besenbinder (Hänsel und Gretel).
Welche künstlerische Zusammenarbeit hat Sie besonders geprägt?
Jeder Mensch, dem ich in meiner künstlerischen Laufbahn begegnet bin, hat mich auf die eine oder andere Weise geprägt – im besten wie im lehrreichsten Sinne. Besonders einflussreich war dabei Karl-Friedrich Beringer, der langjährige Leiter des Windsbacher Knabenchors. Sein unermüdlicher Drang, in jeder Probe und jedem Konzert das Allerbeste zu erreichen, hat meinen Anspruch an musikalische Qualität nachhaltig geformt.
Für meine Theaterlaufbahn war Werner Hahn prägend – ein erfahrener Baritonkollege am Theater Hagen, wo ich meine ersten Jahre auf der Bühne verbrachte. Er war mir Mentor und Vorbild zugleich: mit schauspielerischer Intuition, einem feinen Gespür für Rollengestaltung und der bewundernswerten Haltung, auch nach Jahrzehnten noch mit vollem Herzen auf der Bühne zu stehen.
Haben Sie ein besonderes Ritual, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Ich ziehe mich gern für ein paar Minuten zurück – am liebsten an einen ruhigen, unbeobachteten Ort, fern vom Trubel in den Garderoben. Dieses Innehalten hilft mir, mich innerlich zu fokussieren und die Gedanken zu klären, bevor der erste Ton erklingt.
Welche Opern-Figur würden Sie gerne mal auf einen Kaffee treffen – und warum?
Ich glaube, ich würde gern mit Zar Peter aus Lortzings Zar und Zimmermann einen Kaffee trinken. Die Vorstellung, dass ein Regent sich unter das einfache Volk mischt, um zu lernen und besser zu verstehen, was das Leben der Menschen wirklich ausmacht, hat für mich eine große Faszination – und ist heute aktueller denn je. Ein Machthaber, der nicht nur herrscht, sondern mitarbeitet – das wäre auch in unserer Zeit ein dringend nötiges Zeichen von Bodenhaftung und Verantwortungsgefühl.
Welche Reaktion nach einer Aufführung hat Sie am meisten gefreut?
Ein ganz besonderer Moment war ein Liederabend in der Ukraine. Dort ist es üblich, dass man Blumen nicht nur auf die Bühne wirft, sondern sie persönlich überreicht. Nach dem Konzert bildete sich im Mittelgang eine lange Schlange von Menschen, die mir Blumen und Worte des Dankes brachten. Diese unmittelbare Wertschätzung war tief bewegend – eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen Künstler und Publikum.
Welche Musik hören Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Tatsächlich höre ich privat relativ selten Musik – mein Kopf ist meist schon voller Töne: von neuen Partien, Liedern oder Oratorien, die ich einstudieren muss. Wenn ich aber Musik höre, darf es ganz unterschiedlich sein: mal ein Kulturradio-Beitrag, mal aktuelle Weltmusik, Pop-Hits, Reggae, Hiphop oder sogar experimentelle Neue Musik oder Jazz. Ich lasse mich gern überraschen – nur mit reinem Krach kann ich wenig anfangen.
Welche Rolle kann die Oper in unserer Zeit spielen?
Oper und (Musik-)Theater überhaupt ist ein Spiegel – nicht nur unserer Gefühle, sondern auch unserer Zeit. Sie bringt Menschen zusammen, um sich mit existenziellen, gesellschaftlichen und politischen Fragen auseinanderzusetzen. In einer Welt voller Schnelllebigkeit und Ablenkung schafft sie Momente der Konzentration, der Tiefe und der Gemeinsamkeit. Das Theater bleibt ein Ort, an dem wir fragen dürfen, was uns ausmacht – und wohin wir gehen wollen. Hoffentlich bleibt das so.